Am 5.5. endete eine lange, ermüdende, aber sehr erfolgreiche und unvergessliche Saison in der Verbandsliga West mit dem Heimspiel gegen Aachen Brand 1. Für beide Mannschaften war es eigentlich ein Mannschaftskampf, dessen Ergebnis für die Endplatzierung keine Bedeutung hatte. Die Gäste hatten sich in der vorherigen Runde durch einen klaren Sieg gegen den Tabellenletzten den Klassenerhalt gesichert. Vor drei Wochen wurden wir mit 8 Siegen aus 8 Runden Meister, daher spielte das Ergebnis für uns tabellenplatzmäßig keine Rolle. Dennoch ging es um die Ehre und vor allem um die Liebe zum Schachspiel.
Ganze 4 Spieler mit einer DWZ über 2000 fehlten unter der Horremer Flagge an diesem Spieltag, was jedoch eine gute Gelegenheit für Spieler wie Simon und Johannes war, Erfahrung in der Verbandsliga zu sammeln. Als dritter aus der 2. Mannschaft, der eingesprungen war, brachte Karl im Gegensatz zu seinen 2 jüngeren Kollegen langjährige Erfahrung in den oberen Spielklassen mit. Da die Gäste in einer durchaus starken Besetzung antraten, waren wir ausnahmsweise nur an den Brettern 2-4 der DWZ-Favorit.
Gerade diese 3 Bretter sammelten ganze 2,5 Punkte, die auch 3 hätten sein können. An Brett 2 hatte Arno mit Weiß in einer scharfen Variante der Alekhine-Verteidigung bereits im 10. Zug einen entscheidenden Vorteil erarbeitet, indem er einiges an Material für den Angriff opferte. Kurz danach wählte Arno das schnelle Zurückgewinnen des investierten Materials als Fortsetzung, wobei die Entwicklung weiterer Figuren und ihre Beteiligung am Angriff die von der Engine bevorzugte Idee war. Der Vorteil schrumpfte dadurch, und die Partie endete Remis.
An Brett 3 bot sich dem Publikum ein Traumduell – unser Kinan gegen meinen serbischen Freund Slobodjan Bozidarevic (Pozdrav Slobodane ako čitaš ovo!). Beide Spieler haben einen ausgeprägt aggressiven Spielstil, und ich erwartete Feuerwerk auf dem Brett. Am Anfang sah alles noch relativ ruhig aus, dann wurde es jedoch dynamischer, und Kinan gelang es, seine Figuren besser zu positionieren. Sein Springer auf b6 war für mich die Figur der Partie, obwohl auch die anderen Figuren sehr aktiv wurden. Bob (der Spitzname von Kinans Gegner, weil man offensichtlich Schwierigkeiten hat, den Nachnamen richtig auszusprechen, wie ich beim Osterblitzturnier in Eschweiler gelernt habe) konnte nicht das Beste aus seinen Figuren herausholen – insbesondere sein Läufer auf b2 war hinter den Bauern auf b4, c3 und d4 eingesperrt. Es kam dann relativ schnell zu einem Abtausch, und Kinan gewann souverän die Partie.
An Brett 4 spielte Ingrid mit Weiß gegen die Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung. Nach der typischen Entwicklung der Figuren für die Variante konnte Ingrid langsam ihre Stellung verbessern und die Partie gewinnen.
An den Brettern 5 und 6 kam es zu schnellen Remis. Besonders extrem war es an Brett 5, wo der Spieler der Gastmannschaft schon nach dem 2. Zug ein Remisangebot machte, das von Ingo angenommen wurde. An Brett 6 war die Partie deutlich umkämpfter. Es kam zu einer sehr geschlossenen Stellung, und die Spieler einigten sich auf ein friedliches Ergebnis.
An Brett 8 spielte Johannes, der eine sehr erfolgreiche Saison mit der 2. Mannschaft in der Kreisklasse 1 hinter sich hatte, in der ihm eine Serie von 5 Siegen in Folge gelang. Johannes startete gut in die Partie und konnte gute Felder für seine Figuren finden. Dann unterschätzte er jedoch den vom Gegner gut vorbereiteten Vorstoß c7-c5 mittels Nbd7 und Rc8 etwas. Es schien mir, als wäre er nicht optimal auf das Öffnen des Zentrums vorbereitet gewesen – eine frühere Rochade hätte in dieser Situation hilfreich sein können. Durch die Öffnung der Stellung gelang es dem Gegner, seine Figuren zu aktivieren und beide Türme auf die zweite Reihe zu stellen. Danach ging es bergab, und die Partie war leider verloren. Dennoch spielte unser Taurus sehr gut und sammelte wichtige Erfahrung.
Es spielten noch Simon an Brett 7 und Stefan an Brett 1 gegen den IM Röder – den mit Abstand besten Spieler der Verbandsliga West. Das Zwischenergebnis war 3,5 zu 2,5 für Horrem, und wir brauchten noch einen halben Punkt, um unsere weiße Weste zu behalten und die Saison ungeschlagen zu beenden. Simon spielte seine Partie auf Augenhöhe und stand stets OK. Es entwickelte sich ein Turmendspiel. Der erste Fehler kam von Simon, der den Vorstoß e4 erlaubte, indem er einen seiner Türme auf die h-Linie zog. Es war jedoch nicht so gravierend, und Simon gelang es, die Stellung ausgeglichen zu halten. Es sah nach einem Remis aus, was nach einigen taktischen Momenten auch zustande kam. Sauber, Simon, weiter so!
Das Remis an Brett 7 beruhigte das Publikum (es waren an diesem Spieltag 4-5 Zuschauer anwesend) und insbesondere Stefan sehr. Er musste über mehrere Züge ein schwieriges Endspiel gegen seinen starken Gegner genau verteidigen, und teilweise konnte er die Stellung nur mittels einer Festung halten. Nach über 6 Stunden und etwa 90 Zügen gab Weiß den Versuch, die Partie noch irgendwie zu gewinnen, auf und bot Remis an. Stefan reichte die Hand, und der 9. Sieg aus 9 Runden war offiziell. Was für eine Saison und was für ein spannender letzter Mannschaftskampf!
Mit diesem Teamgeist und dieser starken Mannschaft können wir der nächsten Saison in der Regionalliga gelassen entgegenblicken. Wir sind bereit für die Herausforderung.