Chronik des Schachvereins Horrem

Gründung

Ältere Leser werden sich daran erinnern, dass der Ort Horrem durch Kriegseinwirkungen stark zerstört war. Nach den gröbsten Aufräumungsarbeiten wurde es Zeit für das Vereinsleben. Einige Horremer hatten im Krieg das Schachspielen erlernt. Für sie war es nun wichtig, das königliche Spiel organisiert weiter zu betreiben. Sie entschlossen sich, einen Schachverein zu gründen.
Im Januar 1948 war es dann so weit. Erste Schwierigkeiten traten auf, weil der gewählte Vorstand eine politische Unbedenklichkeitserklärung benötigte.

Diese Erklärung wurde erfreulicherweise recht schnell ausgefertigt und den Mitgliedern zugestellt. Nun konnte der Verein seine Tätigkeit aufnehmen. Als erstes wurde das Vereinslokal festgelegt. Die Gaststätte Wolter wurde erstes Domizil des Vereins. Etwas spitzbübisch war die Wahl auf dieses Lokal gefallen, da es bei Wolter neben der angenehmen Atmosphäre noch im kleinen Saal einen Billardtisch gab. Hier konnten die Schachstrategen nach ihren absolvierten Partien zusätzliche Zerstreuung finden.

Im Jahr 1949 wählten die Mitglieder den leider im Jahr 1997 verstorbenen Herrn Hanns Lauff zu ihrem 1. Vorsitzenden. Über mehr als 40 Jahre sollte er dem Verein in diesem Amt vorstehen und das Vereinsleben entscheidend prägen.

Spielbetrieb 1950 – 1958

Zunächst spielten 2 Mannschaften im Schachkreis Rur/Erft. Da zu dieser Zeit noch keine Autos oder Motorräder zur Verfügung standen, viele Ortschaften nicht oder noch nicht an das Bahnnetz angebunden waren, mussten die Fahrten zu den Turnieren vorwiegend mit dem Fahrrad bewältigt werden. Auf diese Art und Weise wurden nicht selten Entfernungen von über 60 km an einem Tag zurückgelegt. Dabei spielte es keine Rolle, ob es stürmte oder regnete, schneite oder die Sonne brannte.

Die Jahreshauptversammlung von 1951 fasste den Entschluss, den Spielabend von Donnerstag auf Freitag zu verlegen. Diese Maßnahme wirkte sich äußerst positiv auf das Vereinsleben aus. Hier bot sich die Gelegenheit, den Schachabend zu später Stunde in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen. Zwar wurde samstags noch gearbeitet, aber im Regelfall nur ca. 5 Stunden. So ließen sich die Anstrengungen des Schachabends leichter verkraften.

Schon bald musste das Lokal gewechselt werden, da der Verein schnell wuchs und der Raum in der Gaststätte Wolter zu klein wurde. Im Jahr 1956 wechselte der Verein in die Gaststätte Roseneck in der Bahnhofstrasse.

Aufstieg in die Landesliga 1958, 1962, 1965

Ende der 50er Jahre beteiligte sich der Horremer Schachverein schon mit 3 Mannschaften an den Meisterschaften des Schachkreises Rur/Erft. 1958 gelang der 1. Mannschaft in der Aufstellung Kühne, Beck, Hemsen, F. Mühlbauer, R. Mühlbauer, Lanzerath und Brednow zum ersten Mal der Aufstieg in die Landesliga, bei der es sich damals um die zweithöchste deutsche Spielklasse handelte. Leider konnte im darauffolgenden Jahr der Klassenverbleib nicht gesichert werden, so dass es zurück in die Kreisliga ging. Weitere Male gelang der Aufstieg in den Jahren 1962 und 1965 mit dem Ergebnis, dass jeweils im nächsten Jahr der Abstieg folgte. 1965 gelang der Aufstieg in der Besetzung R. Reinhardt, Hemsen, H. Marx, F. Marx, Umann, F. Mühlbauer, Brednow, Beck.

Die weitere Entwicklung

Im Jahr 1963 richtete der Horremer Schachverein die Jugend-Einzelmeisterschaft des Schachverbandes Mittelrhein aus. Diese Veranstaltung verdient besondere Würdigung, da ein damals 14-jähriger als Sieger aus dem Turnier hervorging, der heute als Großmeister über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist:  Dr. Robert Hübner.

Im Jahr 1964 fand die 1100-Jahr-Feier der Gemeinde Horrem statt. Aus diesem Anlass führte der Schachverein auf dem Marktplatz eine Freiluft-Schachpartie mit lebenden Figuren vor. Die Spieler traten in farbenprächtigen und stilechten Kostümen an. Hunderte von Zuschauern säumten das schwarz-weiße Viereck. Viele hatten sich einen Logenplatz in den umliegend vorhandenen Rohbauten gesucht. Hanns Lauff sagte über die Außensprechanlage eines Feuerwehrfahrzeugs die Züge der „Unsterblichen Partie“ der Amerikaner Paul Morphy und Jackson an. Am Festzug anlässlich des Gemeinde-Jubiläums am 31. Mai 1964 nahmen alle 32 Figuren in ihren Kostümen teil und wurden von der Bevölkerung mit viel Beifall bedacht.

Im Jahr 1967 wählte der Verein den „Rosenhof“ als Vereinslokal. Hier gebührt ein besonderer Dank den Gastleuten Schmitz, Willi; Schmitz, Theo und Frau Ulrike, sowie den Pächtern Manfred und Gabi Kaup.

1973 feierte der Verein sein 25-jähriges Bestehen. Einer der Programmpunkte in der Festfolge war eine Simultan-Vorstellung des Großmeisters Ludek Pachman, der kurze Zeit vorher aus der damaligen Tschechoslowakei emigriert war.

Von 1974 bis 1976 war in Bezug auf die schachliche Leistung und Klasse die große Zeit des späteren Vorsitzenden und Ehrenmitglieds Rolf Reinhardt und seines Bruders Horst. Sie wechselten sich als Einzelmeister des Schachkreises Rur/Erft ab und erzielten gute Ergebnisse bei überregionalen Turnieren und in Auswahlmannschaften.

1976 wechselte der Horremer Schachverein vom Schachkreis Rur/Erft zum Schachverband Köln. Dort wurde die 1. Mannschaft in die Kreisliga eingestuft.

1978 vertrat der Horremer Jugendspieler Bert Pütz den Schachverband Mittelrhein bei den deutschen Meisterschaften und belegte einen unerwarteten, ausgezeichneten 5. Platz.

1984 stieg die 1. Mannschaft in die Kölner Bezirksliga auf. 1986 folgte der Aufstieg in die Landesliga.

1988 wurde das 40jährige Vereinsbestehen gefeiert. Zum Jubiläum luden die Mitglieder die weibliche Großmeisterin Zsuzsa Polgar aus Ungarn sowie den Großmeister Dr. Helmut Pfleger aus München ein. Beide spielten jeweils gegen 30 Schachspieler aus dem Kölner Raum.

1990 trat der langjährige Vorsitzende Hanns Lauff nach vielen verdienstvollen Jahren zurück. Der Verein legte die Geschicke in die Hände von Herrn Rolf Reinhardt. Ein besonderes Ereignis ist mit dem Jahr 1990 verbunden: Die 1. Mannschaft stieg in die Oberliga auf – ein Verdienst von Steven Bews, Bert Pütz, Arno Hannaske, Friedebert Seibt, Rolf Reinhardt, Ralf Mühlbauer, Klaus Rechner, Stefan Bien und Axel Eibenstein.

Die 90er Jahre

Die hervorragende Jugendarbeit des Schachvereins Horrem unter der Leitung von Karl-Otto Brednow trägt Früchte:

1996: Die 4er-Mädchenschaft U20 wird Mittelrheinmeister in der Aufstellung Sabine Fett, Kristina Reinhardt, Sara Hinske und Justyna Klimsczak. Bei den Damen U20 Einzelmeisterschaften in Wegberg wird die fünfzehnjährige Kristina Reinhardt Mittelrheinmeisterin.

1998: Die Jugend 8er-Mannschaft gewinnt im letzten Spiel gegen Brühl mit 7:1, wird damit Mittelrheinmeister und steigt in die NRW-Klasse auf. Für Horrem spielten Holger Lutzka, Thomas Krings, Sabine Fett, Henrik Klasen, Kilian Brenig, Florian Brenig, Sara Hinske, Daniel Schnurpheil und Julian Brenig. Im Vergleich zum Fußball handelt es sich um die Jugend-Oberliga.

Die Mädchenmannschaft des Horremer Schachvereins gewinnt die NRW-Meisterschaft. In der Besetzung Sabine Fett, Kristina Reinhardt, Sara Hinske und Jenney Horwath belegten die Horremer Mädchen den ersten Platz. Dies bedeutete die Berechtigung zur Teilnahme an der Endrunde der deutschen Meisterschaft.

1999: Die Jugend 8er-Mannschaft erringt die Mittelrheinmeisterschaft. Die Horremer Schachjugend spielt nicht nur auf der Ebene des Kölner Schachverbandes, sondern auch auf Mittelrhein-Ebene eine führende Rolle. Die 8er-Mannschaft gewann im letzten Spiel gegen Brühl mit 7:1 und wurde damit Mittelrheinmeister. Für Horrem spielten Holger Lutzka, Thomas Krings, Sabine Fett, Henrik Klasen, Kilian Brenig, Florian Brenig, Sara Hinske, Daniel Schnurpheil und Julian Brenig.

Das 21. Jahrhundert

2000 wurde Dr. Karl Klöpper als Nachfolger von Rolf Reinhardt zum neuen Vorsitzenden des SV Horrem gewählt.

Für 25 Jahre ehrenamtlicher Tätigkeit in der Nachwuchsarbeit wurde Karl-Otto Brednow im Jahre 2001 mit der silbernen Ehrennadel der Kölner Schachverband ausgezeichnet. Unter anderem führte Herr Brednow an drei Horremer Schulen (Rathausschule, Clemensschule und der Mädchenrealschule) die vom Verein kostenlos angebotenen Schach-AGs durch, um Jugendliche mit Köpfchen für intelligente Freizeitgestaltungen zu begeistern.

Michael Robens übernahm 2002 das Amt des Jugendleiters von Karl-Otto Brednow. Die Mädchenmannschaft qualifizierte sich für die deutschen Meisterschaften.

Der Vereinsabend wurde 2011 von der Gaststätte Rosenhof ins Martin-Luther-Haus der evangelischen Kirche verlegt.

2014 stieg die erste Mannschaft in die Regionalliga auf. In der SVM-Liga West holte die erste Mannschaft des Schachvereins Horrem in 11 Spielen ohne Niederlage 20:2 Punkte.

Dr. Thomas Krings wurde 2018 als neuer Vorsitzender des SV Horrem gewählt und übernahm damit das Amt von Dr. Karl Klöpper.