Lieber Jürgen, Du bist dem Verein vor relativ kurzer Zeit beigetreten. Erzähle ein bisschen über Dich und wie Du auf den SV Horrem aufmerksam geworden bist.
Mein Name ist Jürgen Fuhs, ich bin momentan 52 Lenze jung. Ich spiele seit über 30 Jahren Schach für verschiedene Klubs im westlichen Rheinland, mein Heimatverein ist die SVG Düren 13-Derichsweiler. Als ich 1993 zum ersten Mal eine komplette Saison in der Verbandsliga spielen durfte, kam ich gleich mit dem SV Horrem in Kontakt. Wir haben im Keller des Sozio mit 0-8 verloren, ich dabei gegen Ralf Hülshorst gespielt. Es ist glücklicherweise die einzige Höchststrafe geblieben, welche ich erleben musste. In den folgenden Jahrzehnten durfte ich immer wieder mal gegen ein Team des SV Horrem antreten. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, bei dem es im Match das kleinste Problem gegeben hat. Aufgefallen ist mir der SV Horrem vielmehr durch die Art wie die Vereinsmitglieder miteinander umgehen. Hatte mal jemand – selten genug – verloren, so wurde dem Gegner fair gratuliert und der Mitspieler getröstet.
Bei so vielen anderen Schachvereinen in der Nähe, warum hast Du Dich für den SV Horrem entschieden?
Ich hatte 2011 den Plan gefasst, nach dem 100-jährigen Vereinsjubiläum der SVG Düren 13-Derichsweiler mal andere Vereine und Bezirke im SVM kennenzulernen. 2014 habe ich für Aufwärts Aachen (ASVb) in der Regionalliga spielen dürfen, hat Spass gemacht. Dies wollte ich in der Saison 2019-2020 in einem Klub im Kölner Schachverband wiederholen. Infrage kamen drei Vereine, für den SV Horrem sprachen neben dem Vereinsklima folgende Punkte:
- Ich kannte einige Mitglieder des Vereins bereits aus Mannschaftskämpfen und Turnieren. Stellvertretend sei hier Klaus genannt, mit ihm habe ich in den vergangenen 26 Jahren viele Remispartien gespielt.
- Die Mannschaft ist vergleichsweise klein, so dass man als Zugang sicher durchspielen kann (keine Rotation).
- Horrem ist von Aachen und Düren gut erreichbar. Zudem liegt das Spiellokal in der Nähe des Bahnhofs, man kann also leicht auf verschiedene Weisen anreisen.
Welche waren Deine ersten Eindrücke und wie findest Du den Verein jetzt, nachdem Du schon die ersten Monaten hinter Dir hast?
An einem Freitag im Juni 2019 bin ich zum Spielabend gekommen, um dort meine Zusage persönlich abzugeben. Es waren ca. 10 Mitglieder anwesend, wir haben uns nett unterhalten. U.a. habe ich erfahren, dass am Vereinsabend hauptsächlich Partien analysiert werden, es wird auch etwas geblitzt. Vereinsturniere finden hingegen nicht statt. Das war für mich sehr befremdlich, bei der SVG werden fast nur Turniere gespielt. Doch habe ich einsehen dürfen, dass diese Form des Vereinsabends auch seine Vorzüge hat. So hat der SV Horrem als Trainer IM Loifenfeld engagiert. Dieser hat einmal im Monat 150 Minuten lang mit qualitativ hochwertigen Übungsaufgaben die Köpfe im vollbesetzten Spielraum zum Rauchen gebracht. Wie so vieles hat Covid-19 leider auch dies plötzlich beendet.
Beim Horrem Cup durfte ich am 3. Oktober den Schiedsrichter mimen und konnte dabei den reibungslosen Ablauf des Turniers bewundern. Gefühlt 150% der Mitglieder des Vereins haben beim Aufbau geholfen, das Turnier geleitet, das Catering organisiert, mitgespielt und hinterher alles wieder abgebaut.
Die Mannschaftskämpfe liefen zunächst nach mehrmaligem 3,5-4,5 unglücklich, danach wurde es besser. Ob Erfolg oder Misserfolg – der Mannschaftsgeist blieb immer erhalten. Den Wechsel zum SV Horrem habe ich nicht bereut.
Was gefällt Dir im Vereinsleben am meisten und wo sind aus Deiner Sicht die Schwächen, an denen man arbeiten muss?
Der SV Horrem hat wenige Mitglieder, umso wichtiger ist der Zusammenhalt untereinander. Wenn Probleme auftauchen, müssen sich nicht immer dieselben Leute um eine Lösung kümmern. Schön finde ich auch, dass jetzt wieder Vereinsturniere gespielt werden – momentan auf Lichess, später sicher auch im Spiellokal.
Es fehlt – wie bei vielen anderen Schachvereinen auch – am Nachwuchs. Jugendtraining an Schulen zu geben ist momentan natürlich nicht möglich, in einigen Monaten sieht das hoffentlich anders aus.