Nach einer Saison mit Aufs und Abs hatten wir es geschafft, uns für den letzten
Spieltag ein echtes Endspiel um den Aufstieg zu erspielen. Mit einem Sieg oder
einem Unentschieden im Heimspiel gegen Siebengebirge wären wir sicher in die
NRW-Klasse aufgestiegen. Top motiviert und ohne Ersatzspieler gingen wir in das
Duell. Die Gegner waren vorne mit einem waschechten internationalen Meister stark
besetzt, an den übrigen Brettern konnten wir ihnen aber zumindest auf Augenhöhe
begegnen.
Bereits früh zeichnete sich der Vorteil bei Klaus an Brett 7 ab. Seine junge
Kontrahentin wählte eine scharfe, zweischneidige Eröffnung, musste im
entstehenden Theorieduell aber bald die Waffen strecken. Nach einem unglücklichen
Springerrückzug war die Partie im höheren Sinne schon gelaufen. Klaus verwertete
souverän zum Horremer Sieg.
Relativ schnell vorbei war es auch bei Stefan an Brett 2. Nach ruhiger Eröffnung
entstand bald eine ausgeglichene Stellung, in der sich beide Spieler auf Remis
verständigten.
Bei Wilhelm an Brett 4 kam eine Stellung mit heterogenen Rochaden aufs Brett.
Zunächst sah es nach einem wechselseitigen Sturm auf den gegnerischen König
aus, dann konnte Wilhelm aber in ein gewonnenes Leichtfigurenendspiel abwickeln.
Der zweite Horremer Sieg.
Thomas an Brett 1 unterlief in der Eröffnung ein strategischer Fehler, indem er ohne
Not das Läuferpaar aufgab und dem Gegner die Möglichkeit gab, durch das
Zurückschlagen mit einem Bauern eine zwar auf den ersten Blick unansehnliche,
aber äußert mobile Bauernmasse zu errichten. Den Vorteil, den die Engine schon
zwischen +1 und +2 sieht, ließ sich der Gegner für den Rest der Partie nicht mehr
aus der Hand nehmen. Am Ende beschleunigte ein taktisches Versehen den
Untergang.
Bis dahin waren wir durchaus noch im Matchplan. Der Kampf musste an den
anderen Brettern entschieden werden.
Martin an Brett 8 hatte sich nach guter Eröffnungsbehandlung eine sehr angenehme
Stellung erspielt. Leider hatte er Probleme mit dem Zeitverbrauch. Wohl auch aus
Respekt vor dem wertungszahlmäßig stärkeren Gegner entschied sich Martin für die
Zugwiederholung.
Ähnlich verlief es bei Ingrid an Brett 6. Aus einer skandinavischen Eröffnung heraus
entstand schließlich ein Turmendspiel, das Beobachter als deutlich vorteilhaft
einschätzten. Doch irgendwie gelang es ihr nicht, den Vorteil zu verwerten,
schließlich drohte die Partie sogar zu kippen, bis sich Ingrid in ein theoretisches
Remis mit einem Minusbauern retten konnte.
In dieser Situation fehlte uns noch ein halber Punkt zum Glück. Somit ruhten unsere
Hoffnungen auf den Schultern von Vasil und Christian.
Vasil an Brett 5 hatte sich mit den schwarzen Steinen gegen eine Gegnerin mit
höherem Rating ein Remis vorgenommen. Nach ausgeglichenem Beginn verlor
seine Gegnerin durch einen Vorstoß des a-Bauern zwei Tempi, wodurch Vasil seine
Figuren aktiv aufstellen und in Vorteil kommen konnte. Seine Gegnerin entschied
sich, das Spiel zu verwickeln, und opferte eine Qualität. Bei knapper Bedenkzeit fand
Vasil nicht die korrekte Fortsetzung. Als er schließlich die Zeitkontrolle erreichte,
stand er schon auf Verlust.
Die längste Partie des Tages blieb Christian an Brett 3 vorbehalten. Nach der
Eröffnung entstand eine für Schwarz angenehme Stellung, in der der weiße König
noch im Zentrum stand. Christian entschied sich für ein Figurenopfer, um die noch
nicht perfekte Aufstellung der weißen Figuren auszunutzen. Leider gab es eine
taktische Widerlegung, nach der Christian in einem verlorenen Endspiel landete. Ein
solider Zug hätte den schwarzen Vorteil bewahrt. Das Endspiel verteidigte Schwarz
zäh, aber letztlich ohne zählbaren Erfolg. Bei allem Verständnis für Christians
Verärgerung über den eigenen Fehler: Ich finde es super, wenn Spieler sich auch
mal was trauen und nicht immer nur „Angst-Schach“ spielen! Ein bisschen Michail Tal
hat doch noch keinem geschadet. Und wofür spielen wir denn Schach? Doch nicht
nur fürs Ergebnis…
Fazit: Knapp daneben ist auch vorbei. Leider bleibt uns nur der undankbare vierte
Platz. Und trotzdem: Hätte man mir vor der Saison gesagt, dass wir als Aufsteiger bis
zum Schluss oben mitspielen werden, hätte ich es nicht für möglich gehalten.
Insgesamt eine tolle Saison, mit vielen spannenden Partien und starken
Einzelergebnissen. Sobald sich die erste Enttäuschung gelegt hat, werden wir
hoffentlich alle stolz auf uns ein.