Mitten im Abstiegskampf fuhren wir am 26.03. nach Kerpen zum Lokalderby. Vor einer Runde bildeten die Schachfreunde aus der Nachbarschaft mit nur einem Mannschaftspunkt das Schlusslicht in der Verbandsliga West, konnten sich aber gegen den Vorletzten in der Tabelle – Düren Derichsweiler – durchsetzen und erhöhten dadurch die Chancen für den Klassenerhalt. Mit einem Sieg wären die Kerpener an uns vorbeigezogen und für uns wäre es noch mal richtig eng geworden. Auf der anderen Seite bot sich uns die Chance, mit einem Sieg alles klar zu machen. Viel mehr Dramatik kann man in einem Spiel kaum erwarten…

Um das gleich mal vorweg zu nehmen: Lokalderby hin oder her, früher mag es mal Animositäten zwischen den Vereinen gegeben haben, doch das gehört aus meiner Sicht der Vergangenheit an. Entsprechend freundlich wurden wir von den Gegnern empfangen. Und entsprechend fair verlief der gesamte Mannschaftskampf.

Wegen der Bedeutung des Spiels entschieden wir uns, unsere Geheimwaffen Klaus und Kinan einzuwechseln. Da Kerpen in der Vergangenheit an den hinteren Brettern spielstärkemäßig etwas abgefallen war, lagen wir durch diese Maßnahme von der Papierform her ein Stück weit vorne.

Kinan war dann auch der Erste, der seine Partie zum Sieg führen konnte, nachdem sein Gegner bei einer taktischen Abwicklung eine Figur verlor. Dadurch ging Horrem 1 zu 0 in Führung. Mit 2 aus 2 bei seinen Einsätzen in der 1. Mannschaft, hat Kinan auf jeden Fall seine Spielstärke angedeutet. Wir sind alle gespannt, mehr von ihm in der kommenden Saison zu sehen.

Die restlichen Partien waren umkämpft. Ingo an Brett vier geriet nach der Eröffnung ins Hintertreffen, schaffte es aber durch geschickten Figurentausch in ein ausgeglichenes Endspiel abzuwickeln. Die Partie an 1 zwischen Willi und Heike fing wie erwartet an – taktisch! Heike ist bekannt u.a. als taktisch besonders stark und es war keine Überraschung, dass die Partie noch in der Eröffnungsphase sehr kompliziert war. Dies hat den beiden viel Zeit gekostet.

Binnen kürzester Zeit boten die Kerpener an den Brettern eins, drei und vier remis an. Willi an eins war, wie oben erwähnt, noch nicht weit aus der Eröffnung herausgekommen. Bei Thomas an Brett drei war ein anfänglicher Eröffnungsvorteil durch zu zaghaftes Spiel entfleucht. Alle drei Remisangebote wurden angenommen und so stand es nach gut drei Stunden 2,5 zu 1,5 für uns.

Klaus hatte an Brett sieben enormen Spielstärkevorteil, doch sein junger Gegner wehrte sich zäh und einfallsreich. Arno an Brett zwei musste sich mit einem weiteren Kerpener Talent herumschlagen. Er hatte zwar das Läuferpaar und eine solidere Bauernstruktur, der Gegner konnte aber mit einer unangenehmen Initiative aufwarten.

Dafür sah es an den Brettern fünf und sechs immer besser aus. Vasil hatte einen starken Angriff auf dem Königsflügel aufgezogen und seine Gegnerin entschied sich die Qualität zu opfern, um dadurch eventuell den Druck abzuschütteln. Das gelang ihr aber nicht und nach und nach sah der Vorteil der weißen immer größer aus.

Ingo Reinhardt hatte ein Damenendspiel mit Mehrbauern. Für einen Großmeister womöglich eine Frage der Technik, auf unserem Niveau aber immer mit einer gewissen Dauerschachgefahr verbunden. Doch Ingo löste die Aufgabe trotz knapper Bedenkzeit souverän. Am Schluss lief der Gegner im erfolglosen Bemühen, dem Damentausch zu entgehen, sogar in ein Mattnetz. Aufgabe, bevor Ingo den finalen Zug ausführen konnte. Kurz darauf stellte auch Vasils Gegnerin den Widerstand ein. Damit war der Mannschaftskampf gewonnen!

Im Duell David gegen Goliath an Brett sieben erging es dem Underdog wie so oft: Irgendwann griff er dann doch daneben und gab die Partie aus der Hand. Arno an Bett zwei (mit schwarz) spielte somit nur noch für die Galerie. Und das tat er gewohnt stark. Nach und nach schaffte er es, den Druck des Gegners abzuschütteln. Das entstehende Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer, dann Läufer gegen Springer mit Bauern an beiden Flügeln, konnte wenn nur der Schwarze gewinnen. Doch wirkliche Schwächen wie die weiße Stellung nicht auf, weshalb Arno dann doch bald ins remis einwilligte.

Da die anderen Mannschaften im Tabellenkeller nicht punkten konnten (notabene: der Mannschaftskampf Düren gegen Lendersdorf muss noch nachgeholt werden), sind wir mit 6 Mannschaftspunkten eine Runde vor dem Saisonende durch. Ein der Höhe nach deutlicher, vom Spielverlauf her vielleicht etwas zu deutlicher Sieg, der Lust auf mehr macht. Mit Kinan und Stefan werden wir in der kommenden Saison hoffentlich nicht so lange um den Klassenerhalt zittern müssen, und können vielleicht sogar den Blick nach oben wagen. Den Schachfreunden des SK Kerpen wünschen wir ein gutes Ergebnis in der letzten Runde und hoffentlich den Klassenerhalt, damit auch in der kommenden Saison der Kerpener El Klassiker stattfinden kann.