Am 29.01.2017 fand die 7. Runde in der Verbandsliga West statt. Horrem I konnte sehr viel entspannter in diese Runde gehen, weil die letzten Spiele mit 3 Siegen in Folge für einen 3. Tabellenplatz gesorgt hatten. Mit 7 Punkten ist der Klassenerhalt zwar noch nicht gesichert, aber viel würde nicht mehr fehlen. Noch weitere 2 Punkte würden reichen, und die Saison ging ja über 11 Runden. Es standen also noch 5 Spiele aus, teilweise auch gegen schwächere Gegner. Genug Grund also für verhaltenen Optimismus. Ein euphorischer Schachspieler ist ja auch bekanntlich ein Oxymoron 😉

Nun war Lendersdorf, der Gegner an diesem Tag, allerdings kein leichter Gegner, und die letzte Begegnung war mit 2:6 eine deutliche Niederlage gewesen. Dazu kam, dass Henrik nicht mitspielen konnte, und dass die 2. Mannschaft ebenfalls an diesem Tag spielte, also nur durch eigene Schwächung einen Ersatzmann stellen konnte.

Nach kurzer Debatte wurde dann im Vorfeld beschlossen, das 1. Brett frei zu lassen, nicht aufzurücken, und dadurch an den übrigen 7 Brettern jeweils etwas bessere Chancen zu erhalten. So ging man denn, so gut es ging, in diesen Kampf, der nicht gewonnen werden musste. Ein Remis wäre schon eine prima Sache gewesen.

Eine freudige Überraschung war dann, dass Lendersdorf ebenfalls nur mit 7 Mann antrat und ebenfalls das 1. Brett frei ließ. Es ging also um 7 anstatt um 8 Punkte, und Horrem lag nicht direkt mit 0:1 hinten.

Nach 4 Spielen in Folge hatten diesmal Achim, Vasil und Steffen das erste Mal eine andere Farbe.

Achim und Steffen spielten mit Weiß, und Vasil mit Schwarz. Witzigerweise hatten Achim und Steffen dieselben Eröffnungen auf dem Brett, nämlich die Abtauschvariante der französischen Verteidigung. Beide hatten im Vorfeld einen frühen Angriff der schwarzen Stellung mit c4 analysiert, und nun direkt Gelegenheit, die Theorie in die Praxis umzusetzen.

In der ersten Stunde des Kampfes war noch nicht zu erkennen, welche Mannschaft die Oberhand gewinnen würde. Alle Partien waren ausgeglichen, mit Ausnahme der Partie von Klaus, der seinen Gegner frühzeitig in den katalanischen Schraubstock einspannte, und schon nach 1,5 Stunden die Hand gereicht bekam. Wieder einmal ein früher Weiß-Sieg für Horrem. In der Stunde danach mündeten die Partien von Thomas, Achim und Vasil in ein Remis, und dann konnte sich zur völligen Konsternierung von Lendersdorf Steffen nach recht scharfem Zweikampf im Königsangriff durchsetzen.

Dieser 2. Weiß-Gewinn brachte Horrem mit 3,5:1,5 immerhin einen Mannschaftspunkt, denn es gab nur 7 Punkte zu verteilen. Es waren ja auch noch 2 Partien offen, nämlich von Arno und Wilhem, und beide Partien sahen nicht nach Niederlagen aus. Im Gegenteil. Eigentlich konnte Horrem auf seinen 4. Sieg in Folge hoffen.

Nun brach die Moral von Lendersdorf zusammen. Wilhelms Gegner überzog seine Mannschaftskameraden plötzlich ob der frühen Remis lautstark mit Vorwürfen, gab seine Partie auf und verließ unter Protest den Raum, nicht ohne vorher düstere Drohungen von sich gegeben zu haben. Arno bot daraufhin Remis, und sein Gegner willigte ein. Es ging um nichts mehr. Horrem hatte gewonnen, insgesamt nun mit 5:2.

Steffen sprang nach seinem 1. Sieg in der Verbandsliga zwischenzeitlich wie ein Känguru im Raum herum, ein anderer Horremer fragte fassungslos „Was ist denn mit uns los ?“. Begeisterte Gesichter gratulierten sich gegenseitig mit Händedrücken, die die Handwurzelknochen an die Belastungsgrenzen brachten. Selbst die alten Hasen in der Mannschaft konnten sich nicht daran erinnern, wann Horrem I zuletzt 4 Spiele hintereinander gewonnen hat.

Es ist tatsächlich vollbracht. Horrem I wird sich mit aktuell 9 Punkten aller Voraussicht nach in der Verbandsliga halten, wenn nicht noch ein Meteorit auf Westeuropa fällt, oder Donald Trump ein Verbandsliga-Verbot für Kerpen-Horrem verhängt.