Am letzten Spieltag hatten wir ja bekanntlich gegen die dritte Mannschaft aus Köln – Porz den kürzeren gezogen. Schon am nächsten Spieltag hatten wir die Chance zur Revanche: Die vierte Mannschaft aus Köln-Porz war zu Gast in Horrem. Nominell war uns auch diese Mannschaft überlegen, trotzdem waren wir guter Dinge, weil wir erstmals in dieser Saison personell aus dem Vollen schöpfen konnten: Alle Spieler standen zur Verfügung!

Leider war Christian gesundheitlich etwas angeschlagen. Geplant war ein schnelles Remis. Doch nach einer zweischneidigen Eröffnung, die seinen Gegner zu überraschen schien, fand sich Christian in einer bequemen Sizilianisch – Struktur wieder. Sein junger Gegner agierte etwas ungestüm und gab einzügig einen Bauern, der jedoch keinerlei Kompensation brachte. Nach erzwungenem Abtausch der Hälfte der Leichtfiguren steuerte Christian auf ein gewonnenes Endspiel zu, was sein Kontrahent auch so sah und aufs Ganze ging: Er opferte die Qualität für einen letzten Königsangriff, wurde dann aber durch ein Zwischenschach ausgekontert, das ihn selbst in Mattsorgen brachte und zur Aufgabe bewog. 1:0 für Horrem!

Sehr erfreulich lief es auch am Brett zwei bei Stefan: nachdem sein Gegner bereits im siebten Zug eine strategische Unpässlichkeit beging, bekam Stefan Oberwasser. Der Computer schätzte die Stellung zwar die nächsten 15 Züge lang  als etwa ausgeglichen ein, doch der Stellungstyp wurde bereits um 1900 rum von Pilsbury als vorteilhaft für Weiß eingeschätzt. Es entstand ein Spiel auf ein Tor, ohne nennenswertes Gegenspiel des Schwarzen. Zweimal hätte Stefan taktisch besser spielen können, aber warum etwas riskieren?! Die Versuche des Schwarzen, die Stellung zu verbessern, sorgten für neue Angriffspunkte, was mittlerweile auch der Computer einsah. Überdies forderte die genaue Verteidigung viel Zeit, so dass Stefans Gegner schließlich sogar auf Zeit verlor.

An Brett drei überraschte Wilhelm seinen Gegner mit einer ungewöhnlichen Nebenvariante. Die Partie mündete in kompliziertem Spiel, in dem Wilhelm die Übersicht behielt und seine größere Aktivität schließlich in den vollen Punkt umwandeln konnte. Drei zu null für Horrem.

Und es kam noch besser: bei Vasil an Brett sechs entwickelte sich eine spannende Partie, in der das Geschehen vor allem auf dem Damenflügel stattfand. Vasil setzte die schwarze Bauernstruktur C6-B5 mit seinem a-Bauern unter Druck. Nach langem Überlegen entschied sich sein Gegner, einen Bauern zu opfern und dafür die Kontrolle über die b-Linie zu gewinnen. Doch Vasil sicherte sich nicht nur den Bauern, sondern auch das Läuferpaar. Da der gegnerische König im Zentrum verblieben, war der Angriff in der offenen Stellung nicht mehr zu verteidigen.

Kaum zu glauben, aber wahr: Horrem führte 4:0. Um den Mannschaftsieg zu sichern, entschied sich Wolfgang, das bereits dritte Remisangebot seines Gegners anzunehmen. Während der gesamten Partie hatte er bequemes Spiel gegen den Isolani seines Gegners, sah aber auch kein entscheidendes Durchkommen im Endspiel.

Schiedlich friedlich endete es kurz darauf, auch bei Kinan an Brett fünf. Da Kinan im Ramadan ohne Wasser und Kaffee auskommen musste, spielt er ungewohnt ruhig. Der Friedensschluss kam dann im Turm Endspiel.

Kurze Zeit später konnte Thomas an Brett eins seine Partie für sich entscheiden. Nach unspektakulärem Verlauf der Eröffnung gab der Gegner den Läufer für den Springer, beschädigte dadurch die schwarze Bauernstruktur. Weiß entschied sich, die Stellung zu öffnen. Tatsächlich gelang ihm dadurch eine gewisse Initiative, obwohl sein Damenflügel noch unterentwickelt war. Womöglich hätte er zwischendurch in ein bequemeres Endspiel abwickeln können (die genaue Analyse steht noch aus). Stattdessen entschied sich der Weiße dafür, die Stellung verwickelt zu halten. Dabei machten die weißen Figuren aber irgendwann einen etwas verhedderten Eindruck. Nach einem Generalabtausch konnte Thomas durch ein paar Zwischenzüge den Entwicklungsstand des Gegners ausnutzen und eine Qualität gewinnen. Diesen Vorteil verwerte er schließlich im Endspiel.

Ingrid spielte da nur noch für die Galerie. In ihrer Partie war es schnell auf ein Endspiel mit Turm und Leichtfigur auf jeder Seite hinaus gelaufen. Schließlich stand ein Turmendspiel auf dem Brett, bei dem Ingrid einen Bauern mehr hatte, der Gegner dafür einen von König und Turm unterstützen Freibauern. Da es um nichts mehr ging, einigte man sich auf Remis. Womöglich hätte Ingrid bei genauem Spiel noch gewinnen können.

Fazit: 6,5 zu 1,5 gegen den bisherigen Tabellenführer. Das ist mal ein Statement! Zwei Spiele stehen noch aus, sicher ist der Klassenerhalt, der Rest ist Bonus.